top of page

Zusammenfassung: 

Vorurteile zu haben ist normal. Der erste Eindruck entsteht in Bruchteilen von Sekunden. Könnten wir Menschen nicht sehr schnell in Kategorien einordnen, wären wir mit Informationen völlig überfordert. Pro Sekunde verarbeitet unser Gehirn mehrere Millionen Sinneseindrücke, nur ein Bruchteil davon können wir bewusst wahrnehmen. In Alltagssituationen greifen wir daher oft auf stereotype Vorstellungen zurück, um andere Menschen einzuschätzen. Unbekannte Personen werden dann mit Eigenschaften oder Verhaltensweisen in Verbindung gebracht, ohne dass diese tatsächlich vorhanden sein müssen. Tatsächliche Fakten werden in solchen Fällen oft verdrängt und für komplexe Probleme ist schnell ein Sündenbock gefunden. Diskriminierung kann für die Betroffenen und unsere Gesellschaft sehr gefährlich werden und zu Spaltung, Gewalt und Hass führen. Hier findest du Antworten auf die Fragen, wie Diskriminierung und Vorurteile entstehen, welche Rolle unbewusste Wahrnehmung dabei spielt und was wir tun können, um Vorurteile abzubauen. 

Diskriminierung und Vorurteile

Kurz erklärt: Was sind Vorurteile

Wissen und Verstehen:
Diskriminierung und Vorurteile
 

Wann kann Diskriminierung gefährlich werden? 

  • Spannungen in der Gesellschaft: Menschen können Vorurteile als Vorwand nutzen, um Gewalt gegen Mitglieder einer Gruppe anzuwenden oder sich zu radikalisieren. 

  • Eine Regierung kann Vorurteile nutzen, um Gesetze gegen eine bestimmte Gruppe zu erlassen oder Feindbilder zu entwickeln. 

  • Diskriminierung kann dazu führen, dass Menschen schikaniert und ausgrenzt werden. 

  • Unsere Geschichte hat uns deutlich gezeigt: Diskrimierung kann abscheuliche Folgen haben: Ausgrenzung, Verfolgung und Gewalt.

​

Enttarnen Diskrimierung 

Zwischen Desinformation und Diskriminierung besteht eine enge Korrelation.  

Desinformation fördert Diskriminierung und Vorurteile durch die Verbreitung falscher oder irreführender Informationen, die bestimmte Gruppen oder Einzelpersonen negativ darstellen oder Stereotype verstärken. Viele schreckliche Verbrechen wie der Holocaust sind das Ergebnis einer Kombination dieser beiden Faktoren. Dadurch werden Mitglieder einer Gruppe (z.B. LGBTIQ*) als bedrohlich dargestellt, was im schlimmsten Fall Gewalt gegen diese Menschen legitimieren kann. Dann wird Diskriminierung lebensbedrohlich.

Vorurteile, Stereotype und Diskrimierung: Was ist das? 

 

Jeder Mensch hat Vorurteile. Das ist normal. Vorurteile können jedoch zu ungleicher Behandlung  und Diskriminierung führen. Wichtig ist daher, sich über eigene Vorurteile bewusst zu sein. 

​

Vorurteile sind EinstellungenMeinungen oder Bewertungen gegenüber Personen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe (z.B. LGBTIQ*). Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Vorverurteilung, wenn wir uns eine Meinung über etwas oder jemanden bilden, bevor wir alle notwendigen Informationen kennen und uns an allgemeinen Klischees und Verallgemeinerungen orientieren. 

Ein Beispiel wäre die Annahme, dass jemand technisch unbegabt ist, weil er schwul ist. 

 

Stereotype sind festgelegte Vorstellung oder Annahme über eine Gruppe von Menschen, um sie zu charakterisieren oder ihnen Verhaltensweisen zuzuschreiben. Sie sind jedoch oft oberflächlich und können ungenau oder falsch sein.

Ein Beispiel für ein Stereotyp gegenüber Schwulen wäre die Annahme, dass alle schwulen Männer feminin und modebewusst sind.  

​

Diskriminierung ist die negative Behandlung einer Person oder einer Gruppe aufgrund von Merkmalen wie z.B. die sexuellen Orientierung oder Identität. Diskriminierung ist ein komplexes soziales Phänomen, das auf Vorurteilen und Stereotypen sowie auf historisch gewachsenen gesellschaftlichen Verhältnissen und institutionell verfestigten Erwartungen beruht. Diskriminierung kann verschiedene Formen annehmen, von verbalen Angriffen über Ausgrenzung bis hin zu körperlicher Gewalt. 

Ein Beispiel für Diskriminierung gegenüber Schwulen wäre die Weigerung eines Vermieters, einer Person eine Wohnung zu vermieten, weil sie homosexuell ist. 

Kurz erklärt: Wie entsteht Diskriminerung? 

LGBTIQ* und Diskrimierung: Ein Resultat falscher Angst?   

Neben Vorurteilen ist die Angst ein wichtiger Faktor, der zu Diskrimierung  beitragen kann. Durch diese Angst können queere Menschen als Bedrohung wahrgenommen werden, was im schlimmsten Fall zu Hass und Gewalt führen kann.  

 

  1. Unwissenheit und mangelnde Erfahrung: Viele Menschen haben möglicherweise keine Berührungspunkte mit queeren Menschen und wissen nicht viel über deren Leben. Sie kennen diese nur aus (klischeehaften) Darstellungen in den Medien. Diese Unwissenheit kann zu Vorurteilen und Angst führen. In der Sozialpsychologie ist der Effekt, dass Kontakt hingegen zum Abbau von Vorurteilen führen kann, als Kontakthypothese bekannt. [1]

  2. Stereotypisierung und Stigmatisierung: Queere Menschen sind oft Opfer von Stereotypen und Stigmatisierung, die losgelöst von Fakten verbreitet werden um z.B Hass und Hetze zu legitimieren. Queere Menschen können beispielsweise als "unnormal", „pervers“, "krank" oder "Krankheitsüberträger" dargestellt werden. 

  3. Gruppenpolarisierung: In Gruppen können sich Meinungen und Überzeugungen verstärken, wenn Mitglieder der Gruppe sich gegenseitig bestärken und Extrempositionen einnehmen. Aus Angst vor eigener Ausgrenzung innerhalb der Gruppe kann das dazu führen, dass Menschen zu Mitläufern gegenüber LGBTIQ* werden. [2]

  4. Kulturelle und religiöse Überzeugungen: In einigen Kulturen und religiösen Überzeugungen wird die Homosexualität als unmoralisch oder sündhaft betrachtet. Diese Überzeugungen können in Angst und Ablehnung gegenüber queeren Menschen umschlagen.

  5. Angst vor Veränderung: Es gibt Menschen, die Angst vor Veränderungen in der Gesellschaft haben oder queere Menschen als Bedrohung für traditionelle Werte und Normen sehen.

Macht der Gruppe: Gemeinsam gegen die Anderen 

​

Wir werden von klein auf dazu sozialisiert, eine Gruppenzugehörigkeit zu suchen. Die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe bietet Halt, Identität und Akzeptanz. Dies kann dazu führen, dass wir Mitglieder einer anderen Gruppe (Outgroup) benachteiligen, ausgrenzen oder systematisch abwerten. Diese Ausgrenzung der "Anderen" kann zu Aggressionen und vielfältigen Formen von Diskriminierung führen. Der Nationalsozialismus war eine Bewegung, die auf eine starke Gruppenidentität und Gruppenzugehörigkeit ausgerichtet war. Zum Beispiel wurden Juden als "anders" und "bedrohlich" dargestellt und als Sündenböcke für die wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Deutschland. Wenn Menschen in Gruppen denken, können sie auch unter Konformitätsdruck geraten. Das heißt, sie übernehmen Meinungen und Überzeugungen, um der Gruppe zu gefallen. [3] Insgesamt zeigt die Geschichte des Nationalsozialismus, wie gefährlich und zerstörerisch Gruppendenken sein kann, wenn es zu einer Ideologie der Überlegenheit und Diskriminierung führt. Auch bei heutigen Diskriminierungsverbrechen spielt Gruppendenken eine entscheidende Rolle. 

Das Gruppendenken "wir gegen die anderen" ist ein zentrales Element bei der Entstehung von Queerfeindlichkeit.

​

Beispiele für Gruppendynamisches Verhalten und LGBTQ* Feindlichkeit: 

​

  • Diskriminierung wird normalisiert oder als akzeptabel angesehen. 

  • ​In einer Gruppe kann die individuelle Verantwortung für Diskriminierungshandlungen abgelegt werden. 

  • Durch das Übernehmen von Meinungen und Haltungen der anderen Gruppenmitglieder können Vorurteile und Stereotype verstärkt werden. 

  • Konformität: Gruppen können Druck auf einzelne Mitglieder ausüben, sich den LGBTIQ*-feindlichen Ansichten anzuschließen oder sich stillschweigend zurückzuhalten aus Angst vor sozialer Ausgrenzung oder Konflikten innerhalb der Gruppe. 

​

Würdest du dich trauen, allein in einer belebten Fußgängerzone zu stehen und einfach zu singen? Wie würde sich die Situation für dich verändern, wenn du dort mit drei anderen Leuten zusammen singen würdest? 

Das Beispiel des gemeinsamen Singens in einer belebten Fußgängerzone zeigt deutlich, wie die Macht der Gruppe das Verhalten des Einzelnen beeinflussen kann. Während man sich alleine vielleicht nicht trauen würde, in der Öffentlichkeit zu singen, kann das Gefühl der Unterstützung und Zugehörigkeit durch die Gruppe dazu führen, dass man sich mutiger und sicherer fühlt. [4] Diese harmlose Situation lässt sich auch auf größere Gruppenprozesse übertragen, in denen Menschen in der Gruppe Dinge tun, die sie alleine niemals tun würden. Dies zeigt sich z.B. bei menschenrechtsverletzenden Ereignissen wie dem Holocaust, bei dem die Macht der Gruppe dazu führte, dass sich viele Menschen an grausamen Taten gegen Menschen anderer Gruppen beteiligten und dabei ihre persönliche Verantwortung und Moral vergessen haben.

​

Macht der Gruppe Beispiel: 

Hinterfragen: Unbewusste Vorurteile und Sterotype

Der Begriff Bias stammt aus dem Englischen und beschreibt kognitive Verzerrungen, wie z.B. automatische Stereotypen und andere fehlerhafte Wahrnehmungen und Erinnerungen bei der Beurteilung von Situationen und Personen. Diese treten meist unbewusst auf.

Unbewusste Vorurteile und Einstellungen (Implicit bias)  

Eisbergmodell-Romolo-Tavani_edited_edite

Während sich bewusste Vorurteile in festen Überzeugungen, Meinungen und Einstellungen zeigen, sind uns unbewusste Vorurteile, auch implizite Vorurteile genannt, oft gar nicht vollständig bewusst.  Aus der neurowissenschaftlichen Forschung wissen wir, dass unser Gehirn pro Sekunde etwa elf Millionen Sinneseindrücke (Informationen) aufnehmen kann. Nur 40 davon können wir bewusst verarbeiten. [5] 

90 Prozent aller Wahrnehmungs- und Denkprozesse laufen also unbewusst ab. Wenn wir beispielsweise neue Menschen kennenlernen, können wir aufgrund unseres Unterbewusstseins automatisch bestimmte Stereotype oder Vorurteile über diese Person aktivieren, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Vorurteile können tief verwurzelt sein und unser Verhalten und unsere Entscheidungen beeinflussen.  So können Menschen Vorurteile gegenüber queeren Menschen entwickelt haben, ohne sich dessen bewusst zu sein, und automatisch negative Gedanken und Gefühle entwickeln, wenn sie einer queeren Person begegnen. 

Diese sogenannte implizite Voreingenommenheit wird von uns automatisch aktiviert und ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe für die Aufrechterhaltung von Diskriminierung.

Forschung: Kann man Vorurteil und Stereotype messen? 

 

Natürlich könnte man Menschen einfach fragen, aber wer gibt schon gerne zu, etwas gegen People of Color oder Schwule zu haben? 

Eine Möglichkeit, herauszufinden, welche Stereotype in unseren Köpfen lauern, ist der Implizite Assoziationstest (IAT). 

Der Test besteht aus einer Reihe von Aufgaben, bei denen die Teilnehmer:innen schnell reagieren müssen, indem sie bestimmte Tasten drücken, um visuelle oder auditive Stimuli (z.B. Bilder oder Begriffe) zu klassifizieren. Die Teilnehmer:innen können zum Beispiel aufgefordert werden, die Begriffe heterosexuell und homosexuell sowie positive und negative Wörter zu klassifizieren. In einigen Aufgaben werden die Stimuli miteinander kombiniert, z.B. der Begriff Homosexualität mit negativen Wörtern und Heterosexualität mit positiven Wörtern, während in anderen Aufgaben die Stimuli in umgekehrter Reihenfolge kombiniert werden.

​

Wie wird gemessen? 

Sind die Versuchspersonen sind bei der Kopplung von »negativ« und »homosexuell« schneller, kann dies ein Hinweis auf die negativen Einstellung gegenüber queere Menschen sein. 

Kritik? 

Selbst wenn es auch Kritik an impliziten Tests gibt, dass die Reaktionszeit automatisch auf verborgene Vorurteile schließen lässt, erlauben sie dennoch einen spannenden Einblick in automatische Prozesse im unserem Gehirn.  

 

Online Test: Negierung? 

Project Implicit ist eine von Sozialpsychologen der Harvard University gegründete gemeinnützige Organisation, die Selbst-Tests, sog. Implizite Assoziationstests zu unterschiedlichen Einstellungen und Stereotype entwickelt hat.

Es werden spannende Tests zum Themen wie Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Trans* etc. kostenlos angeboten. Ein Test dauert ca. 5-10 min. Hier gehts zum Test! 

Können Vorurteile verlernt werden?

​

Vorurteile können aktiv angegangen und abgebaut werden. Doch je stärker sie in unserer Gesellschaft verankert sind, desto schwieriger ist es, sich dagegen zu wehren. Diese Prägung von Denkmustern findet früh statt: Schon Kinder haben konkrete Vorstellungen davon, wie Mädchen und Jungen zu sein haben. Wir wachsen in einer Gesellschaft auf, die sich an Kategorien orientiert, an Stereotypen und an Fragen: Was ist typisch für ein Mädchen, was ist typisch für einen Jungen?

Daher: Nimm dir Zeit, um über deine eigenen Vorurteile und Stereotype nachzudenken und frage dich: Argumentierst du gerade mit einem Argument oder mit einem Vorurteil?

Warum wir oft nur sehen, was wir sehen wollen  (Confirmation bias) 

​

 

Menschen neigen dazu, Informationen zu suchen und zu interpretieren, die unsere bestehenden Überzeugungen und Stereotypen bestätigen. Wenn jemand bereits Vorurteile gegenüber einer bestimmten Gruppe hat, wird er eher nach Informationen suchen, die diese Vorurteile bestätigen, und Informationen ignorieren, die diesen Vorurteilen widersprechen. [6] 

Beispiel: Eine Person ist queerfeindlich und davon überzeugt, dass homosexuelle Menschen eine Bedrohung für die Gesellschaft darstellen. Folge: Die Person sucht gezielt nach Informationen und Artikeln, die ihre Queerfeinlichkeit bestätigen, während sie Informationen, die dem widersprechen oder zeigen, dass Diskriminierung schädlich ist, ignoriert oder abwerten. 

​

​

Der Sommer Instagram post-8.png

Moderne Diskrimierung und aktiv handeln

Die Rolle moderner Diskriminierung: Ich habe ja nichts gegen Schwule, aber..

​

Moderne Queerfeindlichkeit und Diskriminierung basiert auf der Grundüberzeugung, dass soziale Ungerechtigkeit vor allem ein Problem der Vergangenheit ist und die Ungleichwertigkeit gesellschaftlicher Gruppen längst überwunden ist: Heute gibt es Gay-Pride-Paraden und die Ehe für alle. Heute gibt es im Fernsehen Moderator:innen mit afrodeutschem Hintergrund. Das sind Widerstandsformen, in denen Menschen versuchen, Distanz zu dem Thema zu schaffen, um sich nicht in Frage stellen zu müssen. Vielleicht ist es auch die Angst, sich mit Diskriminierung auseinanderzusetzen, vielleicht muss man entdecken, dass man selbst Teil eines Systems von Vorurteilen und Diskriminierung ist. 

Die Annahme, dass Diskriminierung ein überwundenes Problem der Vergangenheit ist, ist leider falsch. In den letzten Jahrzehnten ist eine wachsende Bewegung für die Rechte von LGBTIQ* entstanden. Dies hat zu einer zunehmenden Sichtbarkeit queerer Menschen in der Gesellschaft beigetragen. 

Gesellschaftlicher Wandel kann zu Spannungen und Gewalt führen, insbesondere wenn es um Themen geht, die traditionelle Werte und soziale Normen herausfordern. Die Rechte von LGBTIQ* sind ein gutes Beispiel für einen solchen Konflikt. Ein Grund dafür ist, dass einige Menschen in der Gesellschaft sich mit dem Wandel nicht wohl fühlen und versuchen, ihn zu bekämpfen, indem sie gegen LGBTIQ* hetzen. Das Gefühl, sich gegen den Wandel zu wehren, kann ein Gefühl von Kontrolle und Stabilität aufrechterhalten. Moderne Vorurteile äußern sich oft in Zuschreibungen von Andersartigkeit in Bezug auf Kultur und Werte, die nicht den ,,richtigen“ Werten entsprechen, die man braucht, um erfolgreich zu sein, und die oft als befremdlich oder bedrohlich wahrgenommen werden. [7] Dazu die Gegenfrage: Wer hat das Recht zu bestimmen, was für einen Menschen die ,,richtigen" Werte und Normen sind, nach denen er zu leben hat? Typisch sind Aussagen wie „Ich bin absolut für Toleranz und Gleichberechtigung, aber...“ oder „Ich habe nichts gegen Schwule, aber...“.

Fakt ist: Echte Akzeptanz und Gleichberechtigung kennen kein "aber".

​

Fazit: Wie kann ich gegen Diskrimierung aktiv werden? 

Ganz einfach: Du musst dich nur im Alltag umschauen, um gegen Diskrimierung aktiv zu werden. 

Täglich erleben Menschen Anfeindungen, Hass oder sogar Gewalt

​

Diskrimierung schadet nicht nur den Betroffenen, sondern unserer ganzen Gesellschaft. Das Bewusstsein zu haben, dass Vorurteile oft auf falschen Informationen beruhen, ist ein wichtiger erster Schritt. Nachdem du einiges über Vorurteile und die Entstehung von Diskrimierung erfahren hast, findest du hier drei wichtige Schritte gegen Diskrimierung: 

Wissen und Verstehen: Die Wahrnehmung und das Verständnis für Diskrimierung und Vorurteile schärfen und versuchen aus Perspektive der Betroffenen zu sehen. (Wie würde ich mich fühlen?)
Hinterfragen: Nimm dir Zeit, um über deine eigenen Vorurteile und Stereotype nachzudenken. Frage dich, ob du unbewusste Vorurteile hast und welche Vorannahmen oder Stereotypen deine Denkweise beeinflussen könnten. Frage dich selbst oder andere: Argumentierst du gerade mit einem Argument oder mit einem Vorurteil? Stelle dich bewusst deinen Vorurteilen. Niemand ist frei von Vorurteilen. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, können wir sie aber verstehen und aktiv hinterfragen. 

Aktiv Handeln: Informiere dich über Fakten und habe Mut im Alltag zu widersprechen, wenn jemand andere Menschen versucht zu verletzen oder aufgrund von Vorurteilen in eine bestimmte Ecke zu stellen Und: Rede nicht über eine Person einer Gruppe, sondern lieber mit ihr!

​​

Erhebe deine Stimme, wenn du Zeuge von Diskriminierung wirst, und ermutige andere, dasselbe zu tun.

Wir müssen uns nicht nur zur Gleichberechtigung aller bekennen, sondern sie auch in unserem Alltag umsetzen. Vorurteile, Diskriminierung, Beleidigungen oder Gewalt dürfen nicht unwidersprochen bleiben. Egal ob in der Schule, an der Universität, am Arbeitsplatz oder in der U-Bahn. Zeige anderen deutlich: Hier ist kein Platz für Diskriminierung. Abwertung von Menschen ist unerwünscht. Hier gilt die gleiche Würde und Rechte für alle.

Übernimm eine Vorbildrolle, indem du selbst Vorurteile und Diskriminierung ablehnst und ein respektvolles und inklusives Miteinander förderst. Andere Menschen können von deinem Beispiel lernen und ermutigt werden, ebenfalls aktiv gegen Diskriminierung einzutreten. #keep fighting

Quellen: 

​

[1] Vgl. Allport, G. W. (1954). The nature of prejudice. 

​

[2] Vgl. Jonas, Klaus / Stroebe, Wolfgang / Hewstone, Miles (2014): Sozialpsychologie. Gruppendynamik  (S.439-467). 

​

[3] Vgl. Aronson, E., Wilson, T. D. & Akert, R. M. (2008). Sozialpsychologie. Konformität: Die Beeinflussung des Verhaltens (S. 229-266).

​

[4] Vgl. Aronson, E., Wilson, T. D. & Akert, R. M. (2008). Sozialpsychologie. Gruppenprozesse: Einfluss in sozialen Gruppen (S. 273-304). 

​

[5] Vgl. von Kopp, D. (2015). 11 Millionen vs. 40 Bit. In: Focusing. essentials. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08754-8_10 

​

[6] Vgl. Klayman, J. (1995). Varieties of Confirmation Bias. In Psychology of Learning and Motivation (S. 385–418).

​

[7] Vgl. Sears, D. O. (1988). Symbolic racism. In P. A. Katz, & D. A. Taylor (eds). Eliminating racism (S. 53–84). 

​

Weitere Literatur: 

​

Petersen, L. & Six, B. (2020). Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung: Theorien, Befunde und Interventionen. Beltz, Weinheim.  

​

Degner, J. (2022). Vorurteile: haben immer nur die anderen. Springer-Verlag, Wiesbaden. 

​

Scherr, A., El-Mafaalani, A. & Yüksel, G. (2017). Handbuch Diskriminierung. Springer-Verlag, Wiesbaden. 

 

Degner, J., Wentura, D. & Rothermund, K. (2006). Indirect Assessment of Attitudes with Response-Time-Based Measures. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 37(3), 131–139. 

 

Aronson, E., Wilson, T. D. & Akert, R. M. (2008). Sozialpsychologie. Pearson, München. 

 

Hormel, U. & Scherr, A. (2010). Diskriminierung: Grundlagen und Forschungsergebnisse. Springer-Verlag, Wiesbaden. 

​

Piontkowski, U. (2011). Sozialpsychologie: Eine Einführung in die Psychologie sozialer Interaktion. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, Berlin / Boston. 

​

bottom of page