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  • AutorenbildChristian Gersbacher

Schauspieler Márk Lakatos: T-Shirt Kampagne für LGBTQ* Rechte in Ungarn



Der bekannte ungarische Schauspieler Márk Lakatos hat seine eigene T-Shirt Kollektion ,,Adult Content" gestartet und möchte damit ein politisches Statement für die Akzeptanz und Sichtbarkeit von queeren Menschen in Ungarn setzen. Hintergrund ist das Anti-LGBTQ*

Gesetz, das vom ungarischen Parlament im Juni 2021 verabschiedet wurde. Márk, der auch Kreativdirektor des ungarischen Magazins „Instyle" ist, möchte mit Mode aktiven politischen Widerstand gegen Victor Orbáns Anti-LGBTQ* Politik leisten. Ein Gespräch über die Akzeptanz von LGBTQ* und warum queere Menschen in Ungarn zum politischen Machtmittel wurden.


Márk, wie kamst du auf die Idee, die T-Shirt Kampagne ,,Adult Content" zu starten?

Hintergrund der Aktion war die Einführung des Anti-LGBTQ* Gesetz in Ungarn letzen Sommer. Es verbietet die Verbreitung von Informationen über queere Themen an Personen unter 18 Jahre. Daher kam mir die Idee uns als ,,Inhalte für Erwachsene“ zu kennzeichnen. Statt Menschen auszugrenzen und sie unsichtbar zu machen, sollte wir lieber auf Aufklärung setzten. Gemeinsam mit vielen prominenten Unterstützer*innen wollen wir ein klares Zeichen für mehr Sichtbarkeit setzten und zeigen, dass sich LGBTQ* in Ungarn nicht verstecken müssen. Auch einige Infulencer*innen und Schauspieler*innen aus Deutschland haben auf die Aktion aufmerksam gemacht. Der Erlös der verkauften T-Shirt geht an die führende ungarische LGBTQ* Organisation ,,Hatter Society". Mode war auch schon in der Geschichte eine wichtiges Mittel für Aktivismus. Die kontroversen Anzeigen der Marke ,,Benneton" Anfang der 1990er Jahren über LGBTQ* Rechte und HIV/AIDS waren meiner Meinung nach bahnbrechend für die Modebranche.


Wir hatten eine halbe Million Likes auf TikTok und verkauften innerhalb weniger Tage Tausende von T-Shirts.

Das umstrittene Gesetzt bedeutet, dass Kinder und Jugendliche in Schulen nicht mehr über LGBTQ* Themen aufgeklärt werden dürfen. Inhalte, die LGBTQ* in Büchern und Filmen zeigen, sind erst ab 18 Jahren erlaubt. Die ungarische Regierung argumentiert das Gesetz diene zum Schutz von Minderjährigen vor Pädophilie.































Márk Lakatos gilt in Ungarn als Ikone für die LGBTQ* Community, Foto: Attila Udvardy / index.hu


Was bedeutet es für dich als offen homosexueller Mann in Ungarn zu leben?
Hast du selbst schon Anfeindungen erlebt?

Ich bin eine Person des öffentlichen Lebens, da ist es normal auch immer mal Anfeindungen und Kritik ausgesetzt zu sein. Ich würde sagen, dass Ungarn gerade sehr gespalten ist, was die Akzeptanz von queeren Menschen angeht. Es gibt einen Teil der Menschen in Ungarn, die sehr liberal und offen sind. Der andere Teil ist sehr traditionell, religiös und poltisch rechts geprägt.


Die Einführung und die kontroverse Diskussion über des Anti-LGBTQ* Gesetz hat im letzen halben Jahr für eine deutliche Zunahme von Hass und Aggression gegenüber queeren Menschen in Ungarn in den Medien und auf Social Media geführt.

Diese Gesetz, dass unsere Rechte einschränkt, wird in Ungarn ,,Kinderschutzgesetz“ genannt. Man sagt, die LGBTQ* Bewegung wäre eine Propaganda, die aus dem Ausland gesteuert wird, um Ungarn zu schwächen. Homosexualität wird bewusst mit Pädophilie in Verbindung gebracht. Die Regierung vermischt bewusst den Schutz von Kindern mit sexueller Vielfalt. Und gegen Ersteres kann niemand sein.






























Die Zahl 18 steht dafür, dass queere Menschen für unter 18-jährige unsichtbar gemacht werden sollen. Foto: Attila Udvardy / index.hu


Gibt es einen Unterscheid zwischen Städten wie z.B. Budapest und den ländlichen Gemeinden?

Ja, es ist ein sehr großer Unterscheid. Budapest ist eine internationale und sehr liberale Stadt. Hier gibt es auch jedes Jahr eine große Pride. In ländlichen Regionen sieht das ganz anders aus. Das Problem ist, dass die Menschen auf dem Land teilweise sehr arm sind und über eine schlechte Bildung verfügen. Sie informieren sich ausschließlich über staatliche Medien, die durch Desinformation und Hetze gegenüber LGBTQ* versuchen die Menschen zu manipulieren. Umfragen in Budapest hingegen zeigen, dass die Menschen sehr offen gegenüber LGBTQ* eingestellt sind. Es werden durch Orbans Politik nicht nur die Rechte von LGBTQ* untergraben, sondern auch jene von Frauen: Finanzielle Anreize für Eheschließungen und Familiengründungen, wie von der Regierung verabschiedet, fördern patriarchale Strukturen und konservative Rollenbilder.


Tausende Menschen demonstrieren für gleiche Rechte bei der jährlichen Budapest Pride, Foto: Budapest Pride


In Polen spielt auch die katholische Kirche einen großen Einfluss bei der Anti-LGBTQ* Bewegung. Wie ist die Situation ist Ungarn?

In Ungarn ist die Situation etwas anders, wie in Polen. Die Kirche ist hier deutlich zurückhaltender und äußerst sich nicht viel zu LGBTQ* Themen. Aber die Mehrheit der Kirchen unterstützt den politischen Kurs von Victor Orban.


Sollte die EU mehr gegen den Anti-LGBTQ* Kurs von Viktor Orbán tun?

Ich bin vor allem der Meinung, dass die LGBTQ* Community in Europa mehr tuen sollte. Aber auch die EU ist gefragt. In der europäischen Grundrechtscharta ist festgelegt, dass niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf. Ungarn ist ein Land der EU und hat sich zu diesen Werten verpflichtete also muss es sich auch an diese Vorgaben halten. Die EU hat also sicherzustellen, dass die Rechte von Menschen in den Mitgliedstaaten auch eingehalten werden.


Mein Interview über die aktuelle Situation von LGBTQ* in Ungarn mit Zita von Budapest Pride findest du auf Spotify.


Mehr Infos zu Márk Lakatos:

Internetseite: http://marklakatos.com












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